Lyrik - Haiku

Lautlos fällt Schnee -
Guten Morgen sagt die Dämmerung


Am Zenit der Grenze
zwischen Traum und Erwachen
der angstvolle Schrei einer Amsel.
Gelbäugig bewegungslos die Katze.


Nach Worten haschen
Mit einem Schmetterlingsnetz.
Peng - gefangen - leider tot.


Eine alte zerborstene Note
in den Schnee gefallen.
Schimmernde Eiskristalle
in Geschichten verwoben.


Ich ringe darum, in meinem
Raum eintreten zu dürfen
in dem ich immer schon war.


Wie sie sich setzten -
die schwarzen Krähen -
in die gemähten Felder des Herzens.


Die Weide

Stille - Regentropfen vom Dach
die Weide hängt ihre Zweige
fast erreicht sie den Himmel
im Teich.


Windtänzer im Kastanienbaum -
aus stachelig gesprungener Schale -
hüpft satt glänzende
Frucht.


Gewitterregen

Die Sterne im Nacken
hollundergeliebt
der zerzauste Morgen
blankgefegt vom Gewitterregen.


So bleich alter Mond
in Wolkentürmen gefangen
der späte Frühling.


Sogar beim Feuer
hast du den Mond verdunkelt
doch der lächelte.


Moment

In diesem Moment stürzt
irgendwo ein Stern -
und Schiffe werden schwarze
Fahnen tragen -
und am Himmel wird die
Posaune geblasen.


Erkenntnis

In dem Moment da mich die Erkenntnis
überkam - war sie schon wieder fort.
Ich musste bleiben.


Eine Weile

Es ist nur eine Weile
dass du dein Lachen
verschenken sollst
um der Liebe willen.

Und nur für eine Weile
dass du dein Weinen
verschenken sollst
um der Liebe willen.

Gehe behutsam diese Weile
du wirst dein Lachen verlieren
und auch dein Weinen.
Um der Liebe willen.


Träume

den Raum durchschreitend
die Farbe auslotend
hänge ich die Träume an den Haken.

Sie winken mir zu
mit raffgierigen Sternenaugen ausspannend die Flügel
Ich drehe mich um - weiß aus dem Haar
der Winternacht
- schmilzt Schee.
Auf meinen Lippen der verhangene Mond
küsst die nackten Zweige.


Gestern

Die Nacht tanzt mit den Lichtern
berstender Sterne
ein verlorenes Lächeln
hat sich im Mond verfangen
Schattentänzer weben Muster
an die Wand.


Herausgeschält aus den Wortopern
verfangen in ferner Nähe -
lande ich in der Krone der Birke
vor dem Fenster wiegt der Sommerwind.


Lachen

Der kleine Prinz hüpft auf einem Bein - 
die Rose verneigt sich
dem Planeten geht die Luft aus
ich kann wieder lachen.


Ein Tag

Ein Tag den ich zersägt habe
Weil ich ihn nicht mehr ertrug
Im Ganzen - 
Stückweise war auch genug
Genügend - nicht genügend.


Im Teich grau - weiße Wolken
Regenblasen schwimmen
im Schilf die Katze
lauernd auf hüpfende Fische.


Falkenruf

Gestern hat mich der Falke
gerufen
Draußen weiße Nachstille
die Liebe ruhte im Grunde
und atmet die Erde warm.

Gestern hat mich der Falke
gerufen
Er hat die Stille gebrochen
und seinen Auftrag ausgeführt.

Komm, sagte er, die Berge
schweigen wie Riesen
aber du - du sollst dein Lied singen.


Zeitung am Morgen

Die Morgenzeitung hat ihre Augen geschlossen -
sie müsste sonst weinen - 
mit dir - und mir.


Taumelnde Flocken
auf dunklem Geäst
goldgelbe Forsitien
singen das Lied
des Frühlings


So bleich alte Mondin
in Wolkentürmen gefangen
der späte Frühling


Fliegen wird leiser
zwischen Nachtblindheit
eine Tagesstrecke Sonnengespinst

Fliegen wird leiser
zwischen Winterstarre
und warm atmender Erde

Fliegen wird leiser
zwischen blutrotem Sommermohn
und goldenem Herbstlaub

Fliegen wird leiser - Jahr um Jahr


Impressionen

Der große Wagen
zieht mit dem Wind
und die Augen des
Bären leuchten wild.


Lass den Silberfaden
in dein Haar weben
ruft die Chimäre Zeit